"FOKUS – Nachhaltige Entwicklung durch Konversion"

Grußwort der Ministerin der Finanzen und für Europa zum Konversionssommer 2020

Katrin Lange, Ministerin der Finanzen und für Europa (Foto: Bildhaus / Karoline Wolf)

Mittlerweile ist es 26 Jahre her, dass die Streitkräfte der früheren Sowjetunion Brandenburg verlassen haben. Im Jahr 1994 hat das Land Brandenburg vom Bund rund 100.000 Hektar ehemals durch die sogenannte Westgruppe der sowjetischen Truppen militärisch genutzter Liegenschaften übernommen. Dabei handelte es sich insbesondere um Truppenübungsplätze, Flugplätze, Kasernen und Wohngebäude. Zwei Jahre später regte das damalige Ministerium für Wirtschaft des Landes Brandenburg den Zusammenschluss der betroffenen Kommunen zu einem Netzwerk an. Dieser Anregung folgend konstituierte sich im Jahre 1997 das Forum für Konversion und Stadtentwicklung, das sich der großen Aufgabe der zivilen Nachnutzung der zuvor teilweise jahrhundertelangen militärischen Nutzung stellen wollte. Zum FOKUS gehören heute 19 brandenburgische Gemeinden, das Leibniz-Institut für Regionalentwicklung und Strukturplanung in Erkner sowie die Stiftung Naturlandschaften.

Die in der Zuständigkeit des Ministeriums der Finanzen und für Europa liegende Konversion von rund 91.000 Hektar der übernommenen Flächen ist ein Gewinn für das Land und die Bürgerinnen und Bürger unseres Landes. Auf ehemals militärisch genutzten Grundstücken wurde unter anderem Wohnraum geschaffen, Industrie und Gewerbe angesiedelt, Behördenzentren, Universitäten und Fachhochschulen errichtet sowie Flächen für Freizeit- und Sportaktivitäten oder für alternative Energien zur Verfügung gestellt. Es entstanden für die Bürgerinnen und Bürger nutzbare Wege in Natur- und Landschaftsschutzgebieten sowie Flächen zum Erhalt und zur Revitalisierung wertvoller Biotope und Wildnisräume. Militärische Hinterlassenschaften, Altlasten und marode Militärbauten wurden beseitigt. Dies war nur durch das zielstrebige Zusammenwirken aller am Konversionsprozess beteiligter Akteure möglich, nicht zuletzt durch das Engagement der Kommunen bei der Schaffung der planungsrechtlichen Voraussetzungen.

Der Konversionsprozess stellt weiterhin eine große Herausforderung dar. Bei den verbliebenen Flächen handelt es sich um Liegenschaften, die aufgrund ihrer Lage, ihres baulichen Zustandes, der Belastungen aus der militärischen Vornutzung, des Denkmalschutzes und anderer Restriktionen – oftmals auch im Zusammenwirken mehrerer dieser Faktoren – bislang noch keiner zivilen Nutzung zugeführt werden konnten. Die vollständige Nutzbarmachung der noch verbliebenen Liegenschaften erfordert daher einen hohen Arbeits- und Zeitaufwand. Deutlich wird dies zum Beispiel bei der ehemaligen Nuhnenkaserne in Frankfurt (Oder), bei der – zwölf Jahre nach Beginn der Erschließung für ein Wohn- und Mischgebiet – eine verbliebene Teilfläche erst im Frühjahr 2020 zum Zwecke der Errichtung von Wohnraum veräußert werden konnte.

Der Konversionsprozess bleibt auch in den kommenden Jahren wichtig, da die Ressource Grund und Boden begrenzt ist. Im Gegensatz zu Investitionen auf der grünen Wiese, ist die Konversion und damit die Weiternutzung von Flächen nachhaltig und umweltschonend.

Der Erfahrungsaustauch der beteiligten Akteure und das Sichtbarmachen der Erfolge ist dabei ein immanenter Bestandteil des Konversionsprozesses. Deshalb freue ich mich, dass FOKUS im Rahmen des Konversionssommers 2020 auch dieses Jahr Fach- und Publikumsveranstaltungen – bedingt durch die Covid-19-Pandemie in neuen Formaten – organisiert hat. FOKUS leistet damit einen wichtigen Beitrag für die kommunale Entwicklung im Land. In diesem Sinne wünsche ich den Veranstaltungen 2020 viel Erfolg und freue mich, wenn die Veranstaltungsreihe Konversionssommer im kommenden Jahr wieder im gewohnten Rahmen durchgeführt werden kann.


Ihre Katrin Lange
Ministerin der Finanzen und für Europa