Vom Truppenübungsplatz zur Wildnisfläche – Naturimpressionen

Donnerstag, 24. Juni 2021 - 0:00

Foto: Dr. Tilo Geisel

Wildnis im Wandel

Urwälder von morgen entstehen in Brandenburg auf zum Teil über hundert Jahre lang militärisch genutzten, unzerschnittenen Flächen von beeindruckender Größe. Die Stiftung Naturlandschaften Brandenburg besitzt und betreut auf den ehemaligen Truppenübungsplätzen Jüterbog, Heidehof, Lieberose und Tangersdorf insgesamt 13.700 Hektar. Auf diesen Flächen darf Natur Natur sein. Hier soll sich inmitten unserer dicht besiedelten Kulturlandschaft ein ganz besonderer Lebensraum entwickeln: Wildnis.  Die Flächen sind von beeindruckender Weite,  räumlicher Verbundenheit und Unzerschnittenheit. Durch dynamische Prozesse entsteht ein Mosaik aus verschiedenen Lebensräumen. Die Wiederbesiedlung nach der militärischen Nutzung ist nicht der einzige Faktor, der den Wandel der Natur antreibt. Veränderungen entstehen durch die Wildtiere selbst, den Wandel des Klimas und durch Extremereignisse wie Stürme, Dürreperioden und Brände. So bildet sich ein vielfältiges Nebeneinander von Offenland, großen Heideflächen in neu aufwachsenden Wäldern und Waldsystemen, die seit 20 bis 30 Jahren nicht mehr genutzt werden.

Bis heute  hat sich eine an trockene, nährstoffarme Lebensräume angepasste, artenreiche Tier- und Pflanzenwelt erhalten. Die landschaftliche Vielfalt reicht von Sanddünen, Heide und Pionierwäldern bis hin zu Mooren, Klarwasserseen und naturnahen Wäldern. Seltene, zum Teil vom Aussterben bedrohte Arten wie Wolf, Fischotter, Bechsteinfledermaus und Seeadler leben auf den Stiftungsflächen, die größtenteils als Naturschutzgebiete ausgewiesen sind und gleichzeitig einen europäischen Schutzstatus als FFH- und SPA-Gebiete genießen.

Die Faszination der sich entwickelnden Wildnisflächen, deren Veränderung in den Jahreszeiten und Jahren, lässt sich entlang eines von der Stiftung entmunitionierten und gut ausgeschilderten Wegenetzes auf den Flächen in der Lieberoser Heide und bei Jüterbog eindrucksvoll erleben.

Der Naturfotograf Dr. Tilo Geisel dokumentiert diese in steter Dynamik begriffene Landschaft im Rahmen des Fotoprojektes „Wildnis im Wandel“. Er nimmt uns mit auf seine eindrucksvollen fotografischen Streifzüge mit Impressionen aus diesem ganz besonderen Lebensraum. Das Projekt entstand mit freundlicher Unterstützung der EMB Energie Mark Brandenburg GmbH.

Hundsveilchen

Silberfingerkraut

Wendehals

Naturfotograf Dr. Tilo Geisel

„Mit meinen Fotografien möchte ich die Schönheit, Eigenart aber auch das Alltägliche der Landschaft darstellen. Dabei versuche ich die Motive unter Ausnutzung besonderer Lichtstimmungen sowie fotografischer Gestaltungsmittel eindrucksvoll in Szene zu setzen“.

Der 1959 geborene Diplombiologe ist seit 1991 als Referent in der obersten Naturschutzbehörde des Landes Brandenburg tätig. Seinem Hobby, der Naturfotografie, geht er seit ca. 20 Jahren nach.

Der Fotograf Dr. Tilo Geisel im Einsatz, Foto: Tobias Geisel

Von ihm wurden zahlreiche Bild- und Textbeiträge u.a. im renommierten Fotomagazin „Naturblick“ veröffentlicht. Er ist Mitautor des 2012 erschienen informativen Bildbandes „Der Grumsin“ UNESCO Weltnaturerbe alte Buchenwälder Deutschlands . 2015 erschien der Bildband „Havelland - Portrait einer Landschaft“, den er gemeinsam mit seiner Frau Sylvia Geisel gestaltet hat.

www.naturfoto-geisel.com

Stiftung Naturlandschaften Brandenburg

Die Stiftung Naturlandschaften Brandenburg wurde im Mai 2000 von staatlichen und privaten Partnern in Potsdam gegründet.  Mitstifter sind das Land Brandenburg, die Zoologische Gesellschaft Frankfurt, der Naturschutzbund Deutschland (NABU), die Umweltstiftung WWF Deutschland, der Landschafts-Förderverein Nuthe-Nieplitz-Niederung, die Gregor Louisoder Umweltstiftung und eine Privatperson.

Stiftung Naturlandschaften Brandenburg – Die Wildnisstiftung
Schulstr. 6, 14482 Potsdam

Tel. 0331-7409322,
www.stiftung-nlb.de

Wildnis in Deutschland

Wildnisgebiete sind Schatzkammern für Evolution und Biodiversität. Sie leisten einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz, bieten wertvolle Forschungserkenntnisse und Naturgenuss.

Deutschland hat sich in der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt die Ziele gesetzt, bis 2020 auf zwei Prozent seiner Landesfläche und auf fünf Prozent der Waldfläche wieder natürliche Dynamik zuzulassen. Nur ein Drittel dieser Zielstellung ist bislang erreicht. Ausreichend große Flächen für die Wildnisentwicklung zu sichern ist in unserem dicht besiedelten Land ein Wettlauf mit der Zeit. In der Initiative Wildnis in Deutschland machen sich 19 renommierte Naturschutzorganisationen gemeinsam für Wildnisschutz stark. Hintergrundinformationen, ein Wegweiser zu mehr Wildnis, Argumente und Erlebnismöglichkeiten sind auf der Website der Initiative abrufbar.

Wer ein eigenes Wildnisprojekt ins Leben rufen oder stärken möchte findet hier auch Ideen für eigenes Engagement und einen Kampagnenleitfaden: www.wildnisindeutschland.de