In diesem Sommer jährt sich der Abzug der sowjetischen Truppen aus Deutschland zum 25. Mal. Aus diesem Anlass hat das „Forum für Konversion und Stadtentwicklung“ (FOKUS) die Wanderausstellung „25 Jahre Truppenabzug – Konversion in den FOKUS-Gemeinden im Land Brandenburg“ zusammengestellt. Wirtschaftsminister Jörg Steinbach und FOKUS-Sprecher Herold Quick (Bürgermeister der Stadt Falkenberg/Elster) haben die vom brandenburgischen Wirtschaftsministerium geförderte Ausstellung heute im Foyer der Staatskanzlei eröffnet.
FOKUS ist ein 1997 gegründetes kommunales Netzwerk, dem aktuell 19 von Konversion betroffene brandenburgische Gemeinden angehören. Die Ausstellung wird bis Ende August in Potsdam zu sehen sein und dann für mindestens zwei Jahre auf Wanderschaft durch ganz Brandenburg gehen, zunächst nach Falkenberg/Elster, Mühlberg und Strausberg. Sie bietet einen Überblick, was die FOKUS-Kommunen seit 1994 durch erfolgreiche Konversion zum Strukturwandel in Brandenburg beigetragen haben und welche Aufgaben noch zu bewältigen sind.
„Die Konversion in Brandenburg ist eine Erfolgsgeschichte. Die Umwandlung ehemals militärisch genutzter Areale in zivile Flächen hat dazu beigetragen, die Zukunftsfähigkeit von Städten und Regionen zu stärken. Es sind neue Wohnflächen und Industriegebäude entstanden, Wind- und Solarparks, neue Schulzentren und Kulturstätten sowie neue Räume für Natur und Erholung“, erklärte Minister Steinbach. Als nur ein Beispiel nannte er die Umwandlung eines ehemaligen militärischen Reparaturstützpunktes in Rathenow in ein Industriegebiet: „Hier sind heute acht Unternehmen mit mehr als 1.000 Beschäftigten angesiedelt“, so der Minister. Und einen wichtigen Beitrag zum Gelingen der Energiewende in Deutschland leiste der Solarpark mit angeschlossenem Stromspeicherkraftwerk, der auf dem ehemaligen Militärflugplatz Alt-Daber (Wittstock/Dosse) errichtet wurde.
Das Gebiet des heutigen Bundeslandes Brandenburg sei bis 1989 wie kaum eine andere Region Deutschlands vom Kalten Krieg und dem Wettrüsten gezeichnet gewesen, sagte Steinbach.
1989 wurden 230.000 Hektar Fläche militärisch genutzt – rund acht Prozent der Landesfläche. 260.000 Soldaten lebten in den Kasernen und Wohnanlagen in Brandenburg. Nach dem Abzug der ehemals sowjetischen Truppen 1994 galt es, eine neue Nutzung für die Flächen zu finden. „Brandenburg hat sich dieser großen Herausforderung mit Erfolg gestellt. Nur noch wenige der 100.000 Hektar Militärflächen, die Brandenburg 1994 vom Bund übernahm, sind ungenutzt“, so Steinbach. Allerdings würden die verbliebenen Areale die Konversionsakteure vor anspruchsvolle Aufgaben stellen. „Sei es, weil es sich um Truppenübungsplätze handelt, die mit Munition und Altlasten kontaminiert sind. Sei es, weil es unter Denkmalschutz stehende Gebäude- und Flächenensembles sind.“ Als Beispiele nannte der Minister den ehemaligen Schießplatz Kummersdorf-Gut und den Flugplatz Jüterbog-Damm.
Steinbach verwies darauf, dass die bisher geleistete Konversion ein finanzieller Kraftakt gewesen sei, den das Land Brandenburg mit Unterstützung des Bundes und der Europäischen Union gestemmt habe. „Allein die Ausgaben für Bau- und Erschließungsinvestitionen des Landes auf Konversionsflächen und die über Förderprogramme ausgereichten Zuschüsse für Konversionsmaßnahmen belaufen sich auf mehr als eine Milliarde Euro“, sagte der Minister.
„Zum Glück haben die betroffenen Kommunen mit angepackt und bereits früh erkannt, dass die Mammutaufgabe Konversion nur gemeinsam zu lösen ist. Das FOKUS-Netzwerk ist hierfür ein sehr gutes Beispiel“, betonte Steinbach. Seit mehr als 20 Jahren sei es kompetenter Ansprechpartner für die Landesregierung.
FOKUS-Sprecher Herold Quick erklärte: „Der Hauptgrund für den Erfolg des Netzwerkes war und ist, dass es sich konkrete Aufgaben gestellt hat, zum einen die politische Lobbyarbeit, zum anderen der Erfahrungsaustausch und die Öffentlichkeitsarbeit als zentrale Aufgaben von FOKUS. Im Ergebnis verdeutlicht die Vielfalt der in der Wanderausstellung vorgestellten Projekte und Objekte einmal mehr sehr anschaulich, wie komplex die Thematik ist und dass Konversion eine Querschnittsaufgabe ist. Konversion in Brandenburg war von Beginn an eine Aufgabe des Gemeinwohls und ist es immer noch.“
Die Ausstellung ist zunächst bis zum 28. August 2019 jeweils werktags in der Zeit von 6.00 bis 22.00 Uhr im Foyer in der Staatskanzlei Land Brandenburg, Heinrich-Mann-Allee 107, 14473 Potsdam zu sehen. Weitere Termine folgen.